Therapeutisches Konzept – Überblick

Die unterschiedlichen Beeinträchtigungen der Schüler der KSSH führen dazu, dass verschiedenartige Formen von Schwierigkeiten beim Lernen zu beobachten sind. Deshalb erhalten die Schüler besondere Hilfestellung entsprechend ihrer individuellen Förderschwerpunkte um die Schullaufbahn erfolgreich absolvieren zu können. Über die Schullaufbahn hinaus ist die Stärkung des Selbstwertgefühls und Hilfestellung bei der Bewältigung des alltäglichen und zukünftigen Lebens Ziel der Förderung.

An unserer Schule gibt es folgende therapeutische Angebote:

  • Physiotherapie
  • Psychomotorik
  • Logopädie
  • Lese-Rechtschreibförderung


Vor Beginn der Therapie erfolgt eine interdisziplinäre Förderdiagnostik, die gleichzeitig die Grundlage für die individuellen Förderpläne bildet.

 

Als besondere Ausstattung verfügt unsere Schule über

  •     ein großes Airtramp („Hüpfburg“)
  • eine große Auswahl von Spielgeräten für die Psychomotorik
  • 6 Sportrollstühle
  • eigene Therapieräume für die Krankengymnastik und die Logopädie
  • einen Schulhof und einen Sportplatz mit wahrnehmungsfördernden Spielgeräten

Die Konzepte der therapeutischen Angebote werden im Einzelnen auf den nächsten Seiten beschrieben.

 

Physiotherapie

Der Ansatzpunkt der krankengymnastischen Therapie an der KSSH ist die Förderung der Basisfunktionen von Bewegungs- und Wahrnehmungsfähigkeit.

Das bedeutet, dass wir mit physiologischen Mitteln in Regulations- und Anpassungsvorgänge eingreifen um Körperstörungen zu vermeiden oder zu beseitigen, sowie Körperfunktionen zu fördern und zu stabilisieren. Dabei wenden wir verschiedene neurophysiologische Übungsverfahren, wie z.B. Bobath und Vojta an.
 
Außerdem stellen wir Bedingungen her, denen das Kind entwicklungsgemäß gewachsen ist, da Bewegung eng verbunden ist mit Lust, Wohlbefinden und Motivation.

Methodik

Nach einer interdisziplinären Diagnostik (Bewegungs- und Wahrnehmungsbeobachtung) und der eigenen krankengymnastischer Befunderhebung erfolgt das Erstellen eines Behandlungsplans. Der Befund berücksichtigt Ergebnisse aus der Beobachtung des Kindes, elterliche Verhaltensangaben sowie spezifische Informationen der ärztlichen Befunde.

Organisation

Die Krankengymnastik ist in Absprache mit den Klassenlehrern fester Bestandteil des Stundenplans und somit in den Schulalltag integriert.
Die Möglichkeit, eine krankengymnastische Behandlung zu erhalten gilt für alle Jahrgangsstufen. Eine ärztliche Verordnung ist dazu nicht notwendig.
 
Der Behandlungszeitraum wird entsprechend der Ergebnisse der regelmäßigen Zwischenbefunde von der Therapeutin in Absprache mit dem Klassenlehrer und ggf. den Eltern festgelegt.

In der Regel wird ein Kind ein- bis zweimal wöchentlich eine Schulstunde lang krankengymnastisch betreut.

In der krankengymnastischen Therapie steht die Einzeltherapie im Vordergrund, deren Grundsätze in geeigneten Fällen ebenso auch in kleinen Gruppen (2 - 4 Kinder) angewendet werden.

Ziele der krankengymnastischen Förderung

  • Anbahnen und Verbessern grundlegender sensorischer und motorischer Funktionen, die Vorraussetzungen dafür sind bewegungssicher zu werden und Freude an der Bewegung zu haben.
  • Anbahnen und Verbessern spezieller sensorischer und motorischer Funktionen und Fertigkeiten

 Verbessert werden sollen die Bewegungsqualität, die Geschwindigkeit, die Präzision und die Ausdauer bei:

  • Fortbewegung (Laufen und Rollstuhlfahren), Essen, Anziehen, Spielen in allen möglichen Variationen, Roller- und Fahrradfahren, Schwimmen etc.
  • Funktionelle Anpassung des bestehenden Zustandes an die praktischen Erfordernisse, um den Kindern und Jugendlichen ein möglichst unabhängiges und selbst bestimmtes Leben zu ermöglichen. Dazu gehört beispielsweise auch die Beobachtung in verschiedenen Situationen (Unterricht, Pausen und wenn möglich auch zu Hause) um festzustellen, welche Hilfen wir dem Schüler anbieten können, damit er so unabhängig wie möglich wird.
  • Anbahnen und Verbessern der perzeptiv-kognitiven Leistungen bei hirngeschädigten Kindern und Jugendlichen.
  • Der Lernstoff soll hirngeschädigten Kindern über verschiedene Wege der Sinneswahrnehmung nahe gebracht werden (effizienter Gebrauch des ungeschädigten Hirngewebes).
  • Wünsche und Bedürfnisse erkennen und berücksichtigen

Wir versuchen Angebote zu finden, in denen die Selbstständigkeit angeregt wird, um Grundlagen für Erfahrungen und Vorstellungen zu ermöglichen.

  • Versorgung mit Hilfsmitteln für den Alltag in der Schule und zu Hause
  • Individuelle Versorgung aller Schüler und regelmäßige Kontrolle der richtigen Bestuhlung in den Klassen
  • Hinführung zu sportlichen Aktivitäten
  • Bundesjugendspiele für Kinder mit Handicap und Abnahme des Sportabzeichens nach den Richtlinien des Behindertensportverbandes

Psychomotorik

Der Begriff weist auf die enge Verbindung von Psyche und Motorik hin.
Seelische und körperliche Entwicklung stehen in enger Beziehung zueinander. Sehr deutlich ist dieser Zusammenhang bei Kindern zu sehen, wenn sie z.B. „vor Freude hüpfen“ oder „vor Angst zittern“.
Die Psychomotorik versucht den nachgewiesenen engen Zusammenhang zwischen Wahrnehmung, Kognition, Emotionalität, Bewegung und Sozialisation in ein ganzheitliches Konzept der Persönlichkeitsentwicklung zu integrieren und strebt damit eine Gleichwertigkeit und gleichzeitig eine Förderung möglichst aller Persönlichkeitsbereiche an.
Da auch das Erlernen der Kulturtechniken über Wahrnehmung und Bewegung geschieht, spielt die Psychomotorik im Anfangsunterricht eine besonders wichtige Rolle.

Methodik

Die Inhalte der Förderstunden werden so gewählt, dass die Kinder in ihrer Beweglichkeit, in ihrer Grob- und Feinmotorik, in ihrer (Selbst-)Wahrnehmung, in der Koordinationsfähigkeit sowie auch im Gleichgewichtsvermögen gestärkt werden. Auch Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer und Entspannung stellen weitere Förderschwerpunkte dar.

Ein wesentliches Prinzip der psychomotorischen Förderung ist das Prinzip der Freiwilligkeit. Die Kinder werden nicht zu bestimmten Bewegungen oder Spielen gezwungen, sie sollen vielmehr aufgrund der Attraktivität des Angebots eine Eigenaktivität entwickeln.
 
Es geht also nicht um das Erlernen bestimmter Techniken und bestimmter Bewegungsabläufe.

Wichtig ist vielmehr die Vielfältigkeit der Bewegungsformen (klettern, springen, fahren, schwingen, entspannen), die Anregung von positiven Gruppenkontakten (z. B. gemeinsames Bauen einer Kletterburg), das Ermöglichen von Erfolgserlebnissen – auch von kleinen – durch selbst gesetzte Aufgaben (z. B. „Ich bin allein bis ganz nach oben balanciert“).

Weitere Aufgaben sind die Anregung der Bewegungsphantasie (z. B. Dschungel bauen), das Aufgreifen der Wünsche der Kinder und Förderung der Eigenaktivität (z.B. „Was kann man auf der Wackelburg alles anstellen?“) usw...

Organisation

Die Psychomotorik ist in die prozessbegleitende Förderdiagnostik der Schulanfangsphase eingebunden und mit 5 - 7 Wochenstunden fest in den Stundenplan der diagnostisch – therapeutischen Schulanfangsphase integriert.
Ziele der psychomotorischen Förderung

  • Förderung der Persönlichkeitsentwicklung und Handlungsfähigkeit des Kindes
  • Erwerb von Ich-, Sach- und Sozialkompetenz
  • Leistungsverbesserung im motorischen Bereich
  • Förderung der Sensorik, der Emotionalität, der Kreativität und der Kommunikation
  • Umsetzen des in der Übungsstunde Erlernten in Alltags- und Freizeitbereiche
  • Anregen der Phantasie und Eigenaktivität
  • Stärkung des Selbstbewusstsein

Organisation

Insgesamt haben die Kinder in der Schulanfangsphase 5 - 7 Wochenstunden Psychomotorik.
 

Logopädie

Voraussetzung für jegliche gesunde intellektuelle Entwicklung des Menschen ist seine Sprachfähigkeit, das heißt, seine Fähigkeit, Erlebtes mit Hilfe seiner Stimme, seines Gehörs, seiner Sprech- und Sprachorgane und seiner kognitiven Möglichkeiten in Kommunikation zu bringen, in „Sprache“ zu formen.

Dazu bedarf es einerseits sämtlicher intakter Sinne sowie Sprech- und Sprachorgane, zum anderen eines guten Sprachvorbildes in der Vorentwicklung, besonders im familiären Umfeld.

Wo eine dieser Bedingungen nicht gegeben oder nur begrenzt vorhanden ist, setzt die Notwendigkeit der logopädischen Therapie ein.


Methodik

Abklären des Sprach-, Sprech-, Stimm- und Hörbefundes, Auswerten der Befunde und je nach Lautbefund bzw. Diagnose Erstellung gezielter Therapiepläne und Durchführung der Therapie.

Außerschulische Kooperation:

Elterngespräche, Elternführung und ggf. Kontaktaufnahme und Hilfegesuch bei außerschulischen Einrichtungen (z.B. Poliklinik für Stimm- und Spracherkrankungen, Spastikerzentrum und ggf. niedergelassenen Kollegen (Logopäden), Koordinationshilfe zur zusätzlichen nachmittäglichen logopädischen Therapie).

Organisation

  • Begutachten der einzelnen Kinder im Klassenverband und ggf. im Sprachtherapieraum in der Einzelsituation, regelmäßige Wiederholung des Besuchs im Klassenverband, um sprachliche Fortschritte des Kindes in der Spontansprache im Klassenverband zu beobachten.
  • Je nach Bedarf der Kinder ein- bis zwei- oder in Einzelfällen dreimal wöchentlich eine Schulstunde zur Einzeltherapie (Kontaktaufnahme, spielerischer Beginn oder spielerisches Ende, etwa 20 Minuten intensive Arbeit fachspezifisch, je nach Konzentrationsvermögen und Allgemeinzustand des Kindes). Hin und wieder Kleingruppentherapie (2 bis 3 Kinder).
  • Enge Absprache mit Klassen- und Fachlehrern sowohl bezüglich des Lehrplans als auch im Jahreskreis (religiöse und sonstige Geschehen im Jahresablauf) sowie die thematische Verknüpfung der Lerninhalte mit logopädischer Therapie (z.B. Theaterstücke, Texte, Lese- und Lernprogramme, Projekttage).
  • Kooperation mit der Psychologin

Ziele der logopädischen Therapie

  • Abbau und Minderung von Kindlichen Sprech- und Sprachentwicklungsstörungen (SES) sowie Sprachentwicklungsverzögerungen (SEV), Dyslalien und Dysgrammatismen alle Formen und Schwierigkeitsgrade
  • Rhinophonien und Rhinolalien
  • Aphonien (Dysphonien) bei Tracheostoma (Trachealkanülenträgern)
  • Myofunktionellen Störungen aller Ursachen
  • Dysphagien
  • Stimmstörungen vielfältiger Genese
  • Stottern / Poltern
  • Dysphasien/ Dysarthrien
  • Entwicklungsdyslexien /-dysgraphien
  • sowie Abbau und Minderung der sprachlichen / stimmlichen Folgen bei: Infantiler Cerebralparesen (Mehrfachbehinderungen)
  • Hörstörungen

Lese - Rechtschreibförderung

In der Schule bilden die Kenntnisse der Schriftsprache die Grundlage für fast alle Schulfächer - nicht nur für das Fach Deutsch.
Je höher die Klassenstufe desto wichtiger ist es, dass der Schüler selbstständig mit schriftlichen Aufgabenstellungen umgehen und Texte erlesen sowie schreiben kann.
Entsprechend wirkt sich eine Lese-Rechtschreibschwäche in der Regel negativ auf die allgemeinen Schulleistungen aus.
Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, eine Lese-Rechtschreibschwäche möglichst frühzeitig zu erkennen und ihr durch geeignete Fördermaßnahmen entgegenzuwirken.
Die Lese- Rechtschreibschwäche ist eine Form einer Lernstörung (Teilleistungsschwäche).
So vielfältig die Diagnosen und Krankheitsbilder der Schüler der KSSH sind, so vielfältig sind auch die Ursachen und Ausprägungen einer Lese- Rechtschreibschwäche.

Methodik
Wir arbeiten in Anlehnung an den Kieler Leseaufbau / Kieler Rechtschreibaufbau.

Dabei wird mit lautgetreuem Wortmaterial mit zunächst begrenztem Buchstabenumfang gearbeitet.
Der Umfang der verwendeten Buchstaben und Wörter wird im Training allmählich und systematisch erweitert.

Besonderen Wert wird auf „Silbenarbeit“ gelegt (von Anfang an Synthese von Einzellauten zu Silben, Zerlegen von Wörtern in Sprechsilben).

Der Lernprozess wird durch ein System von Handzeichen unterstützt (man kann die flüchtigen Laute so quasi „festhalten“).

Parallel dazu werden die Anwendung der Grundregeln der Rechtschreibung geübt und fehlervermeidende Arbeitstechniken trainiert.

Organisation

Die Förderung erfolgt in Absprache mit den Klassenlehrern im Rahmen der regulären Unterrichtsstunden.
Der zeitliche Umfang beträgt in der Regel eine Wochenstunde. Gearbeitet wird mit ein bis zwei Schülern.
Größere Gruppen wären nicht mehr effektiv genug.
Um eine Kontinuität des Förderunterrichts z.B. bei einem Wechsel der Lehrkraft zu gewährleisten, orientieren sich alle Förderlehrer an der gleichen Methode.

Ziele der Lese- Rechtschreibförderung

  • Sichere Phonem – Graphem – Zuordnung (Kenntnis der Formen der Buchstaben – auch groß/ klein, Druckschrift/ Schreibschrift, Kenntnis der Lautwerte)
  • Sicheres Verfügen über die phonemische Strategie (der Schüler ist in der Lage, alle Laute eines Wortes akustisch zu analysieren und diese Laute in der richtigen Reihenfolge zu verschriftlichen)
  • Silbenarbeit: Wörter können in Sprechsilben zerlegt werden, aus Silben können Wörter gebildet werden; beim Lesen können Wörter silbenweise erfasst werden (kein lautierendes Lesen), schwierige und / oder lange Wörter können in Sprechsilben zerlegt und so besser erlesen und leichter geschrieben werden
  • Grundregeln der Rechtschreibung erwerben (z.B. Groß- und Kleinschreibung, Wortarten, Vor- und Nachsilben, Wortverwandtschaften erkennen)
  • Techniken der Selbstkontrolle des Geschriebenen erwerben
  • Textverständnis: der Schüler kann den Inhalt erlesener Texte erfassen